Global DENKEN, lokal ESSEN

Global DENKEN, lokal ESSEN

…oder anders gesagt: „Wer nichts weiss, muss alles essen.“ Unter diesem Motto lud die Klima- und Energiemodellregion Alpbachtal, gemeinsam mit dem e5-Team Kramsach, dem Klimabündnis Tirol und der Erwachsenenschule Alpbach zu einem spannenden Vortrags- und Diskussionsabend mit hochkarätigen Experten und Expertinnen - gerade noch rechtzeitig vor den coronabedingten Maßnahmen. 

Circa 150 interessierte Personen wollten mehr wissen und bekamen auch einiges geboten: Wie klimaverträglich ernähren wir uns wirklich? Ist regional das neue bio? Wie können sich Konsumenten selbst organisieren und gemeinschaftlich regionale Erzeugnisse einkaufen? Diesen Grundfragen bewusster Ernährung wurde in drei Vorträgen mit anschließender Podiumsdiskussion nachgespürt. 

Rosi Aigner-Gertl von Radio U1 führte charmant durch den Abend und erteilte gleich Hannes Royer das Wort – dem schlagfertigen und eloquenten Bergbauern aus Schladming und Gründer der Informationsplattform „Land schafft Leben“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedes einzelne in Österreich produzierte Lebensmittel einer scharfen Analyse zu unterziehen. Er brachte eindrücklich unsere Ernährungsweise mit dem Klimawandel in Verbindung, erklärte, warum die Kuh nicht der Klimasünder ist, als der sie oft hingestellt wird und die bei uns so beliebten Chia-Samen in Südamerika eigentlich Vogelfutter sind und erst für den westlichen Markt als „genialer Superfood“ entdeckt wurden. Was den Nährstoffgehalt betrifft, sind sie nichts weiteres als Leinsamen mit einem extralangen Transportweg.

Von Regula Imhof, Geschäftsführerin von Bio Austria Tirol und selbst Bio-Obstbäuerin lernte man, dass es rund 100 Gütesiegel allein in Österreich gibt, aber man – mit wenigen Ausnahmen - nur den staatlich geprüften Siegeln, wie dem EU Bio-Gütesiegel, dem AMA Bio-Siegel und vor allem der Bio Austria Kennzeichnung wirklich trauen sollte. Wer mehr wissen will, wird im „Gütesiegel Report“ von Greenpeace fündig. Grundsätzlich gelte, dass ausschließlich die Worte “bio“ und “ökologisch“ gesetzlich geschützt sind und die Bio-Herkunft garantieren. 

Den Abschluss des Vortragsreigen machte Michaela Brötz, Initiatorin der „Repaircafes“ in Tirol und der Lebensmittelkooperativen – auf neudeutsch „Foodcoop“ - „Bauernmarktl“ in Vomperbach und „Speisekammer“ in Schwaz. Was das ist? Das sind das Einkaufsgemeinschaften von Konsumentinnen bei ausgesuchten Direktvermarktern. Also eine spannende Versorgungsmöglichkeit abseits der Supermärkte. Foodcoops sind meist als Vereine mit ehrenamtlichen Mitgliedern organisiert und bieten die Infrastruktur, wie Lager, Bestellsoftware und gemeinsames Konto. Die Ware wird über einen Onlineshop bei den regionalen Direktvermarkten bestellt und an einem bestimmten Wochentag (meist Freitag) von den Vereinsmitgliedern abgeholt. Sozusagen gemeinschaftliches Einkaufen, das für die Haushalte den Vorteil hat, nicht jeden Direktvermarkter persönlich ansteuern zu müssen und für Klein- und Kleinstproduzenten eine hervorragende zusätzliche Möglichkeit, Produkte direkt zu vermarkten.

Im Anschluss an die Vorträge wurde eifrig mit Publikum und Vortragenden diskutiert – erst auf dem Podium, bald aber bei köstlichem lokalen „fingerfood“ von den Brixlegger Bäuerinnen und Schwoicher Bier, welches die Bieraterie Kramsach zur Verfügung gestellt hat. 

Apropos „Bieraterie“: diese wurde bei Gelegenheit gleich als kleinster Klimabündnis-Betrieb Tirols offiziell ausgezeichnet. Die Verleihung übernahm der Geschäftsführer des Klimabündnis Tirol, Andrä Stigger, persönlich. Sie finden in dieser Ausgabe einen eigenen Beitrag zur Verleihung.

Als Fazit des Abends lässt sich sagen, dass die Entscheidung, welche Lebensmittel im Einkaufswagen landen, einen Einfluss auf das Klima hat, kein Geheimnis mehr ist. Es braucht aber schon ein gewisses Bewusstsein und auch Verstand der KonsumentInnen beim Einkauf, damit das „richtige“ Produkt im Sinne der Natur und der Gesundheit im Einkaufswagerl landet. „Saisonal, regional und bio“ ist sozusagen die Goldformel für eine klimaverträgliche und gesunde Ernährungsweise. Wer diese Grundregel beachtet, tut sich selbst, der Umwelt und der regionalen Wertschöpfung einen großen Gefallen.

Vor allem das Thema einer regionalen Foodcoop stieß beim Publikum auf großes Interesse. Wenn auch Sie als ProduzentIn oder KonsumentIn an einer Einkaufsgemeinschaft für regionale Erzeugnisse teilnehmen möchten, dann melden Sie sich doch für den Newsletter der KEM Alpbachtal an. Sie werden informiert, sobald es Neuigkeiten zum Aufbau einer Initiative gibt.